hr-iNFO-Büchercheck: Ventoux von Bert Wagendorp

hr-iNFO-Büchercheck: Ventoux von Bert Wagendorp

20.10.2016

Die Frankfurter Buchmesse hat diesmal kein Gastland sondern -wenn man so will- eine Gastsprache. Und das ist die, die in den Niederlanden und Flandern gesprochen wird: Niederländisch. Einer der geladenen Autoren ist Bert Wagendorp. In den Niederlanden ist ihm mit seinem ersten Roman ein Bestseller gelungen. Jetzt ist er auch auf Deutsch erschienen. hr-iNFO Büchercheckerin Sylvia Schwab hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Bart heißt der Ich-Erzähler, er ist um die fünfzig Jahre alt. Vor dreißig Jahren war Bart nach dem Abitur im Urlaub in der Provence mit seinem engsten Freundeskreis – fünf Jungen und ein Mädchen, Laura. Drei von ihnen bezwangen den Mont Ventoux mit dem Fahrrad. Bei der Abfahrt allerdings – und die ist ebenfalls äußerst anstrengend und riskant – verunglückte einer der Jungen tödlich. Dreißig Jahre später trifft sich nun dieselbe Gruppe wieder am Mont Ventoux, um den Berg ein zweites Mal zu befahren, aber auch um das Rätsel um den Tod von damals zu lösen. Denn es ist bis heute unklar, ob Peters Tod ein Unfall war oder Selbstmord.

Wie ist es geschrieben?
Mit viel Schwung, auch Witz und Ironie! Die Atmosphäre der 80er Jahre wird fast sinnlich spürbar: Die Musik, die Verliebtheit, das unbekümmerte Leben der jungen Leute, ihre flapsigen Dialoge, der Charme des Aufbruchs. Manchmal hat der Roman mich von Ferne an Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ erinnert, dazu kommt allerdings ein leicht wehmütiger Unterton. Auch in den dramatischen Episoden – und da gibt es einige, nicht nur auf dem Berg - wird es nie pathetisch. Nur der Schluss ist ein wenig sentimental.

"Beim Radfahren kam mir allmählich die Erkenntnis, dass man jederzeit die Wahl zwischen rechts und links hat. Dass man immer dieselbe Strecke fahren, aber auch eine andere ausprobieren kann. Dass sich zwar manches einfach so ergibt, vieles aber von einem selbst abhängt. Auf dem Fahrrad hat man das Gefühl, dass die Zeit stillsteht, oder dass sie zumindest keine Bedrohung ist. Das Fahrrad ist ein Wundermittel gegen die Verzweiflung… Gemeinsam Rad fahren, das ist Freundschaft, Liebe, Verbundenheit."

Wie gefällt es?
Ich habe Bert Wagendorps „Ventoux“ sehr gerne gelesen. Denn es geht um viel, viel mehr als ums Radfahren: Um Erinnerung nämlich, um Verliebtheit, um Liebe, ums Älter werden, um das Leben selbst. Es geht – ich zitiere mal – um „jene seltsamen Wendungen des Lebens, für die es keine Erklärung gibt und die wir nur voller Dankbarkeit akzeptieren können.“ Und das sind ja Wendungen, die uns nicht nur in Büchern begegnen, sondern auch auf dem Fahrrad und im wirklichen Leben.

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gebundenes Buch, 320 S.
Sprache: Deutsch
btb Verlag
ISBN: 9783442754755